
Einen Monat später gab es erneut ein großes Hallo in Mühlingen. Die Schweine waren da!
Die blauen Schweine, die Wolle gaben…
Entgeistert zahlte Katzmann Ottmar fünf Taler in die Hand. Er hatte mit dem Schulzen gewettet, dass derartige Wesen nur den bierseligen Träumen des Mönches entsprungen sein konnten, und wurde nun eines Besseren belehrt.
Doch wo Enkis enge Freunde einfach nur staunten, brachen die einfachen Mühlinger in blankes Entsetzen aus! Was war das schon wieder Hexenwerk in ihrem kleinen Dörfchen? Es konnte doch nur mit dem Teufel einhergehen, dass derartige Kreaturen auf Erden wandelten! Schon griffen die Bauern ihre Werkzeuge fester und die Kinder formten Wurfgeschosse aus Lehm…
Die einzigen, die sich von dem Aufruhr nicht anstecken ließen, waren die Schweine selbst, sowie die Familie des Schulzen. Ottmar, Roswita und Katzmann nahmen die Holzkäfige in Empfang. Dabei stellten sie fest, dass die wolligen Tiere sich gar nicht einmal so ungern streicheln ließen.
„Das wird den Kindern gefallen“, bemerkte Roswita, während sie hingerissen im weichen Schweinfell herumkraulte. Erst ein Blick in die Menge belehrte des Schulzen Weib eines Besseren.
„Ach du liebe Zeit…! Ottmar! Ich fürchte, anstatt der Schweine wollen die Leute uns über dem Feuer rösten, auf dem Scheiterhaufen nämlich!“
„Diese Tiere heißen Sumadijaschweine* und stammen von weit her“, erklärte Ottmar den Umstehenden. Er studierte die der Lieferung beigefügten Frachtpapiere, bevor er genauer Auskunft geben konnte: „Aus Serbien nämlich.“
„Ja, na und?“ riefen die Leute und: „Das will nichts heißen!“
Wer vermochte schon zu sagen, welche Untaten die Zauberer im Ausland anstellten? Eine widernatürliche Mischung aus Schaf und Schwein hatten sie in ihren Hexenkesseln erschaffen!
*Erst im 19. Jahrhundert wird das Sumadija Schwein in Ungarn mit Hausschweinen gekreuzt und zum Mangalitza Schwein.